Immer wieder wird von unterschiedlichster Seite vorgeschlagen, bei der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) vom Umlagesystem auf ein Pensionsfond-System umzustellen.

Die Befürworter versprechen:

  • dass die Jugend dann für das Alter besser versorgt sei,
  • dass die Jugend nicht von den Alten in der Rente ausgeplündert werden würde.
  • usw.

Bemerkenswert ist dagegen eine Aussage des Chefs der Europäische Zentralbank (EZB) Mario Draghi auf der Jahrestagung der Asiatischen Entwicklungsbank 2016 in Frankfurt:

"Die langfristigen Realzinsen werden von strukturellen Faktoren bestimmt. Die Geldpolitik beeinflusst die Zinssätze auf kurze Sicht", erklärte er. Die Niedrigzinsen seien nicht die Ursache der Probleme, "sie sind vielmehr das Symptom einer weltweiten Investitionsnachfrage, die nicht ausreicht, um alle in der Volkswirtschaft vorhandenen Ersparnisse zu absorbieren."

Das bedeutet, dass eh schon zu viel Geld weltweit im Umlauf ist, das Anlagen sucht. Und damit, dass das angesparte Kapital bei Niedrigzins nicht die notwendige Rendite bringen kann, wie ein dynamisches Umlageverfahren.

Lesen Sie dazu die Handelsblatt-Analyse: Wer ist schuld am Niedrigzins?

Bei einem Umlage-finanzierten System wandert das Geld sofort in den Konsum, da Rentner davon ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Während der Phase der Berufstätigkeit hatten sie auf diesen Teil - 19% des Bruttoverdienstes - und entsprechend auf Konsum verzichtet.

Ersetzt man einen Teil des bislang umlagefinanzierten Systems durch Kapitaldeckung, so wird zum Umstellungszeitpunkt rund ein Drittel der Bevölkerung dauerhaft abgehängt: Rentenbestand und rentennahe Jahrgänge bleiben auf einem sinkenden Rentenniveau sitzen, ohne dass sie selbst noch wirklich auf das neue System umsteigen können. Kostenersparnis durch Leistungskürzung.

Jetzt hat die FDP in ihrem Wahlprogramm 2020 eine Aktienrente vorgeschlagen. Dabei sollen 10% in einen Aktienfond gehen. Nachdem sich gezeigt hat, dass der für erforderlich gehaltenene Umfang von vier Prozent des Bruttolohns fürs »Riestern« nicht die Rendite bringt, würden die gesamtwirtschaftlichen Kosten für die Aufrechterhaltung des Sicherungsniveaus (Beitragssatz plus Sparrate) deshalb auf unabsehbare Zeit deutlich höher ausfallen als im ausschließlich umlagefinanzierten System.

Was auch gerne weggelassen wird: Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrenten sind von der Niveausenkung genauso betroffen wie die Altersrenten. Zudem kennt der Kapitalmarkt keinerlei solidarischen Ausgleich innerhalb des Kollektivs und eine Leistungs-Dynamisierung, vergleichbar den jährlichen Rentenanpassungen, gehört ebenfalls nicht zum Standard. Sollen die aufgerissenen Lücken aber auch für diese sozialen Risiken und Sachverhalte vollständig über die Kapitalmarkt-Rente abgedeckt werden, so muss die Sparrate mehr als doppelt so hoch sein wie im Riester-Modell (Grafik).

Alles andere ist politische Schummelei

Siehe dazu das Portal Sozialpolitik